Maschinen im Modellbau 2007-06.pdf

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im Modellbau
Die Fachzeitschrift für den technischen Funktionsmodellbau
Selbstbau eines
De-Dion-Motors
im Modellbau
D: 5,30
• CH: 10,60 SFr
A: 6,10
• B/NL/L: 6,25
I/E: 7,40
• GR: 8,00
Historische
Lokomobile
von Schoenner
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EDITORIAL
INHALT
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Liebe Maschinen-
und Modellbau-Freunde!
Wenn man den Pionieren der Motoren- und
Maschinentechnik die heutigen Entwicklungen
zeigen würde, so wären sie sicherlich sehr ver-
wundert. CO
2
-Emissionen und Wirkungsgrad
waren damals noch Fremdwörter, beziehungsweise
mehr oder weniger unwichtig. Albert de Dion,
Begründer der gleichnamigen Automarke, war
es wahrscheinlich wichtiger, dass seine Motoren
überhaupt und halbwegs zuverlässig liefen. Ein
Modell eines Motors dieser Marke von 1903 hat
Heinz Kornmüller konstruiert und gebaut und
stellt es in dieser Ausgabe der MASCHINEN IM
MODELLBAU vor.
Auch die Maschinen von James Watt waren
sicherlich nach heutigen Gesichtspunkten alles andere
als wirtschaftlich. So sollen Watts Maschinen mit
allen von ihm erfundenen Verbesserungen einen
Wirkungsgrad von gerade einmal 3 % gehabt
haben – ein Wert, der heutigen Energieberatern
die Haare zu Berge stehen lassen würde. Welchen
Wirkungsgrad die von Josef Drescher gebaute
Wattsche Balancierdampfmaschine hat, ist mir
nicht bekannt – ist aber auch denkbar unwich-
tig, denn diese schöne Maschine ist einfach eine
Augenweide.
Wirkungsgrade, Effektivität und Wirtschaft-
lichkeit waren auch nicht die wichtigen Punkte
bei diesen Konstruktionen. Entscheidend ist,
dass Konstrukteure wie Watt, de Dion und viele
andere ihre Ideen in Maschinen umsetzten, die
die Technik und die Geschichte revolutionierten.
Ohne ihre Einfälle und Erfindungen wäre unsere
Welt nicht so wie sie ist – mit allen positiven und
negativen Entwicklungen.
Unter Dampf
Schoenner-Lokomobile
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52
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Dampfmaschine „Musgrave“
Dreifachexpansionsmaschine
Wattsche Balancierdampfmaschine
RC-Dampfwalze „Old Smoky“ von Wilesco
Motoren
12
Der falschverstandene Stirlingmotor
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De Dion 1903 von Classic Motors
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In der Werkstatt
Zusammengesetzte Kurbelwelle
7
8
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ER32-Spannzangenfutter für D800/M39-Spindel
Spiritusbrenner mit verstellbarer Dochtlänge
Eine alte Feinmechanikerdrehmaschine
Entfetten im Sodabad
24
36
31
8
Tachometer für die Wabeco-Fräsmaschine
Gleitschleifen
58
Technik-Report
8. Flensburger Dampf Rundum 2007
Dampfwolken über Sitzendorf
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48
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Ständige Rubriken
Inhalt & Editorial
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Markt und Meldungen/Termine
Vorschau und Impressum
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Oliver Bothmann
Chefredakteur
MASCHINEN IM MODELLBAU
Der Gesamtauflage dieser Ausgabe liegt eine Beilage von RC Machines, Luxemburg bei.
Der Aboauflage liegt eine Beilage der Firma Westfalia Werkzeug, Hagen bei.
Wir bitten den Leser um freundliche Beachtung!
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UNTER DAMPF
Die Schoenner-Lokomobile
… und der Weg zum Hobby Dampf
Mirko Almasi
Es war an einem milden Sommernachmittag anno 2001, ich war gerade
auf Klassenfahrt in Kiel, als ich „sie“ zum ersten Mal in einem
Kaufhaus entdeckte: die Dampfmaschine. Es war die D21 von Wilesco,
und ich war geradezu überwältigt von den Ventilen und den sich
drehenden „Dingern“. Kein Wunder, war ich doch damals 14 Jahre alt
und hatte von der Materie keinen blassen Schimmer. Doch für
mich stand fest: So was will ich auch haben!
Einige Monate später bekam ich dann auch
den Traktor von Wilesco von meinem Vater,
wohl nicht ganz uneigennützig, geschenkt.
Aber nur eine Maschine war mir nicht genug,
ich wollte noch eine stationäre Dampfma-
schine, zum Antrieb von Modellen! Also
bekam ich etwa ein Jahr später die D20
geschenkt und war wieder einmal restlos be-
geistert.
Doch kurz darauf, wie sollte es anders
sein, war auch das nicht mehr das Optima-
le. Über das Internet fand ich heraus, dass
es viel ältere Dampfmaschinen gibt, uralte
Maschinen von Anfang des 20. Jahrhunderts.
Sie waren in ihrem Aufbau, den verwendeten
Materialien, dem Design und dem Esprit
den heutigen Spielzeugdampfmaschinen weit
überlegen. Also wollte ich auch so eine besit-
zen, doch wie kommt man daran? Einfach so
im Laden kaufen konnte man sie schon längst
nicht mehr …
rette. Stationäre und fahrbare Lokomobilen,
stehende und liegende Dampfmaschinen,
zurzeit ist alles vertreten.
Leider sind diese Stücke aber selten in ei-
nem guten Zustand. Daher ist es angebracht,
sie etwas zu restaurieren. Da müssen mal
Dampfleitungen neu angelötet, Blechteile ge-
richtet und entrostet und Dichtungen ausge-
wechselt werden. Meistens liegt das Problem
nur darin, dass einzelne Teile fehlen. Oft
sind dies der Spiritusbrenner und der Blech-
schornstein. Der Schornstein ist meistens
abgefallen, da er nur aufgesteckt war und das
sperrigste Teil der kleinen Dampfkraftanlage
bildete. Der Spiritusbrenner liegt nur lose im
Brennraum und verliert sich so leicht in einer
Spielzeugkiste.
Die Brennerseite mit der Wasserstandsanzeige
Das besondere Modell
Vor einiger Zeit gelang es mir, eine stationäre
Lokomobile Nr. 107/14 S der Marke Jean
Schoenner zu erwerben. Das Besondere bei
dieser Dampfmaschine ist ihre beeindru-
ckende Größe: Kesseldurchmesser 10 cm,
Fundamentgröße 26×15 cm. Laut Aussage
des Vorbesitzers kam sie aus einer Schule und
war dort ein Schaumodell. Glücklicherweise
musste an ihr nicht viel gemacht werden. Der
Schornstein mit dem Funkenfänger und der
Spiritusvergaserbrenner waren noch vorhan-
den. Ebenso waren die Armaturen am Kessel
alle noch vollzählig.
Ein großes Manko hatte sie aber: ihr
quietsch-grüner Anstrich, der einem in die
Augen stach. Dieses Problem musste als Er-
Fundort Internet
Zum Glück gab und gibt es ja das Internet,
das viele Möglichkeiten eröffnet, solche schö-
nen Stücke aufzustöbern und, falls das nötige
Kleingeld vorhanden ist, auch zu erwerben.
Zu meiner jetzigen Sammlung gehören etwa
25 Dampfmaschinen, allesamt von den groß-
en deutschen Herstellern wie etwa Bing, Mär-
klin, Doll, Plank, Falk, Schoenner und Ca-
Der kompakte und zugleich filigrane Aufbau
wird aus dieser Perspektive deutlich
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Die Speiseeinrichtung
Die Maschine arbeitet im Auspuffbetrieb
stes beseitigt werden. Ich überließ es einem
befreundetem Restaurator, Frank Kautzner,
die Eisengussteile neu zu lackieren und das
Blaublechrechaud neu zu brünieren. Nach-
dem dies, zu meiner größten Zufriedenheit,
geschehen war, konnte die Lokomobile wie-
der zusammengesetzt und zu neuem Leben
erweckt werden.
Die stationäre Dampfmaschine besitzt ein
gusseisernes Fundament, in das der Spiritus-
brenner eingebettet ist. Die nötige Hitze wird
von einem pilzförmigen Vergaser erzeugt. Er
besteht aus dünnem Blech, in dem sich der
spiritusgetränkte Docht befindet. Zündet
man die anliegende kleine Pilotflamme an, so
erwärmt sie den Pilz solange, bis der Spiritus
zu vergasen beginnt. Er entzündet sich au-
tomatisch und brennt durch die Löcher des
Vergasers hindurch, wie ein herkömmlicher
Gasbrenner. Die Einfüllschraube besitzt eine
Bohrung, die überschüssiges Spiritusgas aus
dem Brenner leitet. Bei anderen Brennermo-
dellen sieht man ein dünnes Rohr, das nach
Der Fliehkraftre-
gulator ist ohne
Funktion, sieht
aber hübsch aus
Die Schoenner-Lokomobile be-
sticht durch ihren Aufbau
und ihre detailreiche Bestückung
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Zgłoś jeśli naruszono regulamin