Der Spiegel 45-2014.pdf

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Das deutsche Nachrichten-Magazin
Hausmitteilung
Betr.: Titel, Hooligans, Mauerfall-Gedenken
io ist für viele Konsumen-
ten längst zum Lifestyle ge-
worden, dementsprechend bunt
ist das Angebot: Vom Fach-
geschäft über den Supermarkt
bis hin zum Discounter, überall
stehen Bioprodukte in den Re-
galen. Umso überraschter war
SPIEGEL-Redakteurin Michaela
Schießl, als sie erfuhr, dass viele
deutsche Biobauern ums Über-
Schießl, Biobäuerin
leben kämpfen. Die hohe För-
derung von Biogasanlagen hat
Ackerland teuer gemacht – so teuer, dass immer mehr Ökobauern aufgeben.
Mittlerweile kommt der Großteil der Bioware aus dem Ausland. Dort wird zwar
billiger produziert, aber häufig weniger kontrolliert – die Zahl der Betrügereien
und Skandale steigt, auch weil im Handel ein gnadenloser Preiskampf tobt.
„Langfristig werden Bioprodukte nur bestehen können, wenn für konventionelle
Ware endlich der wahre Preis berechnet wird“, sagt Schießl: Die Umweltschäden,
die die Agrarindustrie verursacht, müssten über den Preis an die Verbraucher
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weitergegeben werden.
B
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ie Gruppe „Hooligans gegen Salafisten“ (Hogesa) zeigte ihr Gewaltpoten-
zial zuletzt in Köln. Mehr als 4500 Teilnehmer folgten dem Aufruf zu einer
Demonstration, darunter viele Rechtsextreme. Nach kurzer Zeit kam es zu
Ausschreitungen. Überraschend war das nicht. Bereits vor einem Jahr beschrieb
SPIEGEL-Redakteur Rafael Buschmann die Gefahr eines neuen Netzwerks
aus Hooligans und Neonazi-Kadern. Danach warnten Staatsschützer, junge
Fußball-Ultras und Mitarbeiter von Fanprojekten immer wieder vor einer
Radikalisierung der Hooligan-Szene. Doch weder Justiz noch Politik noch die
Fußballvereine haben bislang eine Strategie entwickelt. Als SPIEGEL-Mitarbeiter
jetzt Einblick in interne Foren der Hogesa erhielten, wurde deutlich, dass der
Kölner Krawall von langer Hand organisiert war. Ein Team um Redakteur
Jörg Schindler machte sich auf die Suche nach den Hintergründen. „Es ist
schon verblüffend“, sagt Schindler, „wie lange die Behörden das Phänomen
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unterschätzt haben.“
pätestens als SPIEGEL-Reporter Jochen-Martin Gutsch Anfang September
zufällig in das Einkaufszentrum Potsdamer Platz Arkaden ging und plötzlich
mitten in einem nachgebauten DDR-Mauerstreifen stand, war klar, dass das
offizielle Gedenken zum 25. Jahrestag des
Mauerfalls in diesem Jahr etwas umfang-
reicher ausfallen würde. Gutsch, geboren
und aufgewachsen in Ostberlin, reiste in den
vergangenen Wochen durch Deutschland,
um zu erkunden, welches Bild vom Revo-
lutionsherbst ’89 heute existiert und wie es
gepflegt, umkämpft und überhöht wird. Ein
bisschen Angst hat Gutsch nach der Recher-
che vor dem 50. Jahrestag der „Friedlichen
Revolution“. „Vielleicht baut man dann ja
die komplette DDR wie ein Mauer-Disney-
land nach. Und steckt sie in ein riesiges
Gutsch in Berlin
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Einkaufszentrum.“
DER SPIEGEL 45 / 2014
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FOTOS: CHRISTIAN O. BRUCH / LAIF (O.); JOCHEN GUTSCH / DER SPIEGEL (U.)
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